König tut kund, dass er enttäuscht ist über das Nichterreichen einiger seiner Karriereziele. Dennoch sagt er beim Besuch auf der Geschäftsstelle von Swiss Badminton ohne eine Spur von Bitterkeit: «Ich habe mir das Ende meiner Sportkarriere anders vorgestellt.» Er befindet sich auf dem Weg der Besserung, aber die letzten sieben Wochen sind für den 30-Jährigen sehr schwierig gewesen. Plötzlich war Joel König permanent müde und zwar anders als sonst. Keine Schlafmüdigkeit oder Belastungsmüdigkeit nach besonders harten Anstrengungen, sondern eine Erschöpfung. Nach zwei Wochen die Diagnose: Pfeiffer’sches Drüsenfieber.
Alles strengte ihn enorm an: Zeitung lesen, am Handy sein, länger reden, sich bewegen oder kochen. «Ausser beim Liegen oder wenn ich gar nichts gemacht habe, war ich immer erschöpft», fasst er zusammen.
Er merkte immer mehr, dass der Leistungssport ganz weit weg ist, und eine Rückkehr zu voller Wettkampf-Fitness Monate dauern würde. Damit wurden auch seine ohnehin ambitiösen Ziele für 2026 unrealistisch: die Teilnahme an der EM und WM. «Ich wollte bis im Sommer voll weitermachen und dann entscheiden, ob ich bis zu den Olympischen Spielen 2028 spiele», erklärt er seine ursprüngliche Planung. Schliesslich fällte er den Rücktrittsentscheid und hat ihn noch nicht bereut: «Ich bin überzeugt davon und bin zuversichtlich für die Zukunft.»
Die EM-Teilnahme und zwei internationale Podestplätze
Im letzten Jahrzehnt zählte der neunfache Schweizer Junioren-Meister zu den fixen Grössen im Schweizer Badminton. Seine internationalen Höhepunkte: ein 3. Platz in Santo Domingo (International Series), ein Podestplatz in Zypern sowie die Teilnahme an der Individual-EM 2024. Hinzu kommen etliche Teilnahmen an repräsentativen Team-Events und mehrere Viertelfinals im Einzel. 2024 erreichte er Platz 150 in der Weltrangliste.
An Schweizer Meisterschaften Elite gewann der Absolvent der Spitzensport-RS 2015 mehrere Silber- und Bronzemedaillen, dazu wurde er Interclub-Meister mit dem Team Argovia und dem BC Trogen-Speicher sowie dänischer Team-Meister.
Joel König war ein Professional im wahrsten Sinne des Wortes. Egal, ob es im Trainingsalltag ums Aufwärmen ging oder ums Dehnen, oder ausserhalb um die Sponsorensuche, die Ernährung oder die Regeneration: Er machte immer alles mit vollem Einsatz und trieb parallel dazu noch sein Studium voran. Und setzte dadurch im Schweizer Badminton Massstäbe. Die Überzeugung für diesen Weg fand er in den Werten, welche er von daheim mit auf den Weg bekommen hat: «Meine Eltern haben mir schon früh gezeigt, dass es Professionalität auf allen Ebenen braucht, wenn ich den Weg als Vollprofi wirklich gehen will.»
Direkt nach der Matura im Jahr 2014 hat er seine Karriere komplett selber finanziert: Er generierte durch einen eigenen Internetauftritt Visibilität, ging aktiv auf Gönner und Sponsoren zu, hielt Vorträge, machte Firmenevents und verschickte Newsletter. «Ich konnte meine Karriere so auch selber gestalten, natürlich mit der grossen Unterstützung von vielen Menschen», sagt er. Angefangen bei seiner Familie wolle er sich bei «Dutzenden Leuten» bedanken, sagt er. Er betont aber: «Ohne sie alle wäre mein Weg nicht möglich gewesen.»
Ein Commitment wie von Joel König ist sportartenunabhängig keinesfalls selbstverständlich. Thomas Heiniger, CEO von Swiss Badminton und ebenfalls langjähriger Spitzenspieler, würdigt den Baselbieter: «Punkto Professionalität, Engagement und Dual Career ist Joel ein absolutes Vorbild für alle Badminton-Leistungssportler:innen in der Schweiz. Wir freuen uns, gemeinsam mit Joel Wege zu finden, wie wir sein Know-How und sein Engagement im System halten können.»
Grundsätzlich kann sich König, der im Sommer geheiratet hat, eine weitere Tätigkeit im Sport vorstellen: «Ich bin sehr offen, meine Erfahrungen anderen Menschen weiterzugeben. Wo und in welcher Form dies sein wird, das wird sich zeigen.»
Neben dem weiteren Genesungsprozess steht nun aber vorerst das Studium im Vordergrund: Geplant ist, dass Joel König Anfang 2027 den Bachelor in Betriebswirtschaft abschliesst: «Bis dahin möchte ich Fuss fassen und mit Teilzeitjobs und Praktika Erfahrungen sammeln.»











