Mädchen- und Frauenförderung


Nur wenige Sportarten sind von der DNA her so geschlechtsparitätisch aufgestellt wie das Badminton. Exemplarisch zeigt sich dies im Interclub, wo die Teams stets aus Damen und Herren bestehen, aber auch auf vielen anderen Ebenen. - Ob an Olympischen Spielen, auf den Podesten von Europameisterschaften oder ganz generell an Turnieren jeglicher Art: Damen und Mädchen sind beim Badminton gut aufgehoben.

Trotz allem spielen Badminton verhältnismässig deutlich weniger Damen und Mädchen als Herren und Jungen - vor allem auf Vereinsebene. Und das wollen wir ändern!

Daher legen wir den Fokus auf das weibliche Element, mit dem Ziel, einerseits das grosse schon existierende Engagement aufzuzeigen und andererseits neue Damen und Mädchen zu dieser wunderbaren Lifetime-Sportart zu bringen.

Lounge Talk zum Thema Frauenförderung im Badminton

Brauchen wir überhaupt eine Woche, in der wie die badmintonspielenden Frauen und Mädchen explizit in den Fokus rücken? Und mit welchen Massnahmen kann generell der weibliche Anteil in diesem Sport erhöht werden?

Es sind nur zwei der Fragen, die wir in der Premiere unseres Lounge Talks während unserer Week of Badminton diskutieren. Auf unserem Sofa  Platz genommen haben mit Kathrin Germann und Tina Kümpel zwei Kennerinnen der Szene.

mit Tina Kümpel und Kathrin Germann
 

 

mit Nicole Schaller und Caroline Racloz
 


 

Martha, ein echtes Supergirl

Seit etwas mehr als zwei Jahren gibt es «Supergirls play Badminton». Schon rund 300 Mädchen haben an diesem Projekt teilgenommen.

Swiss Badminton hat mit dem 2021 lancierten Förderprojekt für Mädchen mit Migrationshintergrund im September 2022 den Swiss Diversity Award gewonnen, als erster Schweizer Sportverband notabene. Martha aus Bern, deren Vater einst in Eritrea schon Badminton spielte, ist 12 Jahre alt und war eines der ersten Mädchen, das Badminton im Rahmen eines «Supergirls play Badminton»-Events kennengelernt hat. Seither steht sie regelmässig auf dem Feld und hat auch schon Turniere bestritten. Wir haben Martha im Training beim BC Uni Bern besucht.


 

Vereinsprojekte zur Frauenförderung

Lady's Bad in Genf

Drei Monate dauerte es 2022 nur, bis Zoé Rigo und ihr OK die Premiere des Lady’s Bad realisiert hatten. 82 Damen-Paare waren Ende April am Start, 164 Spielerinnen.  Eine grossartige Resonanz. Entstanden sei das Projekt vor allem aus einem Grund, erklärt Rigo: «Es gab weniger Frauen an den Turnieren und oft auch nur wenige Kategorien und auch im Interclub ist ein Frauenmangel da.» Ihr Team und die Association Cantonale Genevoise de Badminton wollten dann schauen, ob es möglich sei, die zahlreichen Spielerinnen dazu bewegen, sich doch vermehrt im Wettkampf zu messen.

Dabei legten sie den Fokus auf verschiedene Dinge: «Wir spielen nur an einem Tag und geben so auch jenen die Möglichkeit, die weniger Zeit haben, aufgrund von Familie oder anderen Verpflichtungen. Dazu können sie, Damendoppel spielen und wir bieten ausgeglichene Kategorien an, so dass alle ihren Spass haben.»   

Neben diesem Spass am gemeinsamen Spiel unter Frauen steht vor allem der karitative Gedanke im Vordergrund: Alle Einnahmen flossen in die Organisation  «Au coeur des Grottes», welche Opfer häuslicher Gewalt unterstützt.  Im März 2023 folgte die Reprise und wiederum war der Andrang gross: 80 Teams spielten im «Centre sportif de la Queue d’Arve», verteilt auf Gruppen mit Namen von Badminton-Legenden wie Carolina, Pusarla, Liselotte, Sabrina oder Santi.

Zugelassen sind Spielerinnen mit A-, B-, C- oder D-Klassierung und nicht Lizenzierte.  Erneut waren drei bis vier Spiele pro Team garantiert, daneben gab es unter anderem eine Tombola mit attraktiven Preisen. Begünstigt wurde diesmal die Organisation «Femmes à Bord».

Das Lady’s Bad wird eine Zukunft haben, wann ist allerdings noch unklar. «Wir sind aber alle sehr motiviert», sagt Zoé Rigo.

    

Ladies Badminton Nights im Badmintonclub Zürich-Affoltern

2018 erfolgte die Premiere, seither ging es immer weiter. Einmal pro Jahr organisiert der BC Zürich-Affoltern einen Damenbadmintonkurs. 16 Teilnehmerinnen sind jeweils dabei, sie kommen in den Genuss von 8 Trainingseinheiten.   

Unterrichtet wird den jeweiligen Leistungsniveaus angemessen: Für die Anfängerinnen geht es um die Einführung in die Spielregeln, die Grundschläge und die Taktik, die Fortgeschrittenen trainieren die Taktik und arbeiten an der Schlag- und Lauftechnik. Auch das spielerische Element komme nicht zu kurz, erklärt Katja Dörlemann vom BCZA:  «Normalerweise schliessen wir den Kurs mit einem Doppelturnier ab, an dem die Teilnehmerinnen anwenden können, was sie gelernt haben.»

Naturgemäss ging es zuerst darum, den Kurs bekannt zu machen – dies erfolgte mittels viel Werbung auf Facebook, im Club oder im Quartier. Heute sei das nicht mehr nötig, erklärt Dörlemann: «Mittlerweile füllt sich der Kurs fast wie von selbst.»

Auf die deutlich gestiegene Nachfrage reagiert der BCZA: Aktuell werden feste Zeiten organisiert, an denen Kursabsolventinnen in der Halle des Vereins Plätze zum freien Spiel belegen können.

Kein Zweifel: Die Ladies Badminton Nights im Badmintonclub Zürich-Affoltern haben sich etabliert. Katja Dörlemann fasst es so zusammen: «Sie sind ein grosser Erfolg und bereiten Trainer:innen und Teilnehmerinnen grossen Spass!» Die Teilnehmerinnen würden am meisten schätzen, dass sie trainieren können und viel lernen.

Bei diesem Erfolg stellt sich auch die Frage, ob das Projekt allenfalls noch ausgebaut werden kann. «Wir haben uns das auch überlegt», sagt Dörlemann, «aber wir schaffen das nicht, denn wir müssten mehr Coaches und Plätze zur Verfügung haben.»

  

Facts & Figures

Zuerst präsentieren wir einige Facts & Figures (Stand: 24. Novemer 2023)

Rekordhalterin an Olympiateilnahmen:
Sabrina Jaquet (2012 London, 2016 Rio de Janeiro, 2021 Tokio)

Gewinnerinnen von EM-Medaillen bei der Elite:
1980 Liselotte Blumer (Gold), 2017 Sabrina Jaquet (Bronze), 2023 Jenjira Stadelmann (Bronze)

Gewinnerinnen von EM-Medaillen bei den Juniorinnen: 
2005: Jeanine Cicognini (Silber, U19), 2022 Lucie Amiguet/Vera Appenzeller (Bronze, U19), 2023 Gaelle Fux/Anic Metzger (Bronze, U17).  

Anzahl Spielerinnen in den Top 500 der Weltranglisten:
8 Spielerinnen im Einzel, 4 Paare im Doppel, 5 Spielerinnen im Mixed.

Anzahl Spielerinnen in den Top 100 des BWF Junior Rankings:
2 im Einzel, 4 im Doppel, 2 im Mixed.

Swiss Badminton:
Juniorinnen bis U15: 991
Juniorinnen U17-U19: 550
Anzahl Lizenzierte: 1426
Anzahl Aktivmitglieder: 490
Anzahl Passivmitglieder: 1354

Swiss Diversity Award 2022 für das Mädchenförderungs- und Integrations-Projekt «Supergirls play Badminton»:
Bisher rund 300 Teilnehmerinnen in 26 Erlebnissen seit Oktober 2021