«Wir sehen es als Anfangspunkt»

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«Wir sehen es als Anfangspunkt»

Was für ein Badminton-Fest! Der European Mixed Team Championships Qualifier in Sursee war ein voller Errfolg.

Sechs Nationen spielten an vier Tagen in zwei Dreiergruppen um einen Platz an der EM-Endrunde, die im Februar 2023 in Frankreich ausgetragen hat. Die Ukraine holte sich diesen schliesslich mit einem 3-2-Finalsieg gegen das klar favorisierte Spanien. Die iberische Auswahl hatte tags zuvor in der attraktivsten Affiche des Wochenendes die Schweiz trügerisch hoch 5-0 besiegt.

Nach dem Spiel hat Nationaltrainer Rajiv Ouseph für die «Monday News» Bilanz gezogen und weiter unten blicken wir auf einige internationale Highlights der Tage von Sursee zurück.


Es gibt 0-5 Niederlagen, die dem Spielverlauf entsprechen. Und es gibt andere. Diese hier in Sursee gegen Spanien war ganz klar eine andere, die Schweizer Equipe hätte gewiss mehr verdient. Rajiv Ouseph, wie fällt dein Fazit aus?

Unser Ziel vor der Begegnung war, die Spanier so gut wie möglich zu pushen und das ist uns gut gelungen. Ich habe den Spielern gesagt, dass ich mit ihrer Leistung heute sehr zufrieden bin. Wir wollen solche Teams pushen, schauen, wo wir stehen und die Zuschauer unterhalten. Ich hoffe, wir haben das alles geschafft. Jetzt machen wir eine kleine Pause, schauen, wo wir stehen und dann gehen wir von dort weiter. Wir sind zufrieden mit dem, was wir gemacht haben, sehen es aber eher als Anfangspunkt. Ich denke, die Tradition von Teamevents in der Schweiz ist nicht so gross und ich möchte, dass dies anders wird..  

 

Was hat letztlich den Unterschied gemacht gegen Spanien?

 

Sie hatten vor allem etwas mehr Erfahrung als wir. In der Mehrzahl der Events sind sie besser klassiert als wir, sie haben etwas mehr Matcherfahrung, wiessen, wie sie wichtige Spiele spielen müssen, natürlich vor allem jemand wie Carolina Marin. Es ist eine tolle Erfahrung für Jenny und für Tobi und für alle, die heute gespielt haben, hoffentlich können sie dies ausnützen. Und auch für jene, die nicht im Einsatz waren, war es eine sehr wichtige Erfahrung. Wir wollten dieses grosse Team und hoffentlich können alle Spieler in ihrem täglichen Training und ihren Turnieren von diesen Erkenntnissen profitieren.

 

Du hast dein Amt im September angetreten, es war auch für dich der erste Wettkampf im Teamverbund hier. Weisst du nun mehr als vor der Woche?

 
Absolut. Ich habe den Charakter des Spieler:innen gesehen, ihren Willen, zu arbeiten, aber wie gesagt: Es soll hier nicht aufhören. Wir wollen immer mehr. Wir wollen unsere Rankings verbessern, damit wir in bessere Turniere hineinkommen und damit wir mehr solcher Erfahrungen machen können. Dieser Anlass soll Motivation sein, für alvor allem auch für die Jüngeren. Sie sollen sehen, dass es auch für sie machbar ist.

 

Die Stimmung hat gezeigt, dass der Bedarf an solchen Anlässen besteht.

Wir wollen, dass Badminton unterhaltsam ist, wollen, dass die Leute gerne zuschauen. Und wir haben dies, vor allem heute gegen Spanien, erreicht. Es waren sehr gute, ausgeglichene Matches und ich denke, es hat sich für alle, die nach Sursee gekommen sind, gelohnt. Es wäre toll, wenn wir noch mehr Events hätten. Ein grosser Dank gebührt auch allen vom Organisationteam, das Turnier war sehr gut organisiert. Es war alles sehr einfach, effizient und wir alle haben es sehr genossen.

Ihr habt bewusst ein sehr grosses Kader nominiert. Hat sich diese Massnahme ausbezahlt?

Ja. Weil wir so ein grosses Team hatten, konnten wir vielen Spielern viele Erfahrungen bieten, gerade den Jungen. Diese hatten ein sehr gutes letztes Juniorenjahr und nun haben sie schon gesehen, wie es läuft. Wenn sie das nächste Mal aufgeboten werden, müssen sie nicht bei null starten. Es war sehr wichtig, dass sie ein Teil des Teams waren und in diesen drei Monaten, in denen ich hier bin, habe ich einen sehr guten Teamgeist festgestellt zwischen allen. Hoffentlich können sie dies weiter mitnehmen, die Bindung unter sich weiter verstärken und sich gegenseitig pushen.   

 

Was erhoffst du dir sportlich von 2023?

 

Am 1. Mai beginnt die Olympiaquali, das ist für einige wie Jenny und Tobi natürlich ein grosses Ziel. Für die anderen geht es darum, ihre Trainingsstunden zu steigern, und ihr Ranking zu verbessern. Damit sie in grössere Turniere reinkommen.
 

Das waren die internationalen Highlights

Carolina Marin: Der grosse Star

Das Selbstbewusstsein, das sie auf dem Platz ausstrahlt, hat sich die 29-jährige Linkshänderin durch ihre zahlreichen Erfolge verdient. Und es trägt sie auch durch schwierige Phasen, welche sie ihren beiden Partien durchmachte. Gegen Jenny Stadelmann musste sie dabei wie schon im Oktober in Calgary über drei hart umkämpfte Sätze.

Ruben Garcia: Mehr Teamplayer geht nicht

Jeder Fussballverein sollte sich überlegen, ihn als Anpeitscher für die Stehplatzkurve anzustellen. Der spanische Mixedspieler feuerte seine Teamkolleg:inneni praktisch bei jedem Punkt an, stundenlang. Kann man sich für eine Equipe mehr einzusetzen? Nein. An der Seite von Lucia Rodriguez verlor er allerdings das finale Mixed.

Polina Buhrova: Odyssee mit Happy-End

Die Ukrainerin ist erst 18, steht aber bereits in den Top 100 und weiss schon gut, was sie will. Zu ihrem spielerischen Potenzial gesellt sich eine gehörige Portion Resilienz. Am frühen Mittwochmorgen war sie in der litauischen Hauptstadt Vilnius gestartet, ihr Anschlussflug in Frankfurt wurde gleichentags gestrichen, sie erreichte Zürich am anderen Morgen um 7 per Flixbus. Das Gepäck kam erst zwei Tage später an. Im Verlaufe des Finals entwickelte auch sich immer mehr zur stimmgewaltigen Leaderin ihres Teams. Ihren Namen sollte man sich ebenso merken wie den von Danylo Bosniuk, der zwei Punkte zum Finaltriumph beisteuerte.

Sara Lindskov: Ihre Eltern reisten 4000 Kilometer mit

Die Grönländer hatten klar die weiteste Anreise, von Nuuk, der Hauptstadt der grössten Insel der Welt, bis nach Sursee brauchten sie zwei Tage. Sara Lindskov, die unbestrittene Führungsspielerin des Teams, konnte vor Ort auf den Support ihrer Eltern zählen, die anschliessend zu Ferien in der Wärme aufbrachen. Die Aufmerksamkeit in der Heimat war gross: Das grönländische Staatsfernsehen übertrug beide Begegnungen live, Siege gab es leider keine zu verbuchen.


Die «Monday News» machen Ferien

Nach einer intensiven Jahresschlussphase verabschieden auch wir von der Redaktion uns in eine kurze Pause. Die nächsten «Monday News» erscheinen am 9. Januar.

 

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