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Ein Badmintonfest, gekrönt von einem Heimsieg
Feb052023
Die Zielsetzung für Tobias Künzi (BC Gebenstorf) für die Elite-SM war klar: Rückeroberung des Meistertitels. Dies vor Heimpublikum und als Krönung einer Woche, in der er zum ersten Mal den Sprung unter die Top 100 der Welt schaffte. Dementsprechend trat der Aargauer das ganze Wochenende auf: Er fand den schwierigen Spagat zwischen Entspannung und voller Konzentration. Und er steigerte sich und siegte immer klarer. 30 Punkte gab er im Startspiel ab, 27 in Runde 2 und zweimal 23 in den Medaillenspielen.
Im Halbfinal siegte Künzi gegen Joel König und revanchierte sich damit am Spieler des BC Adlswil für die Niederlage im Halbfinal des Vorjahres. Im Final übernahm die Weltnummer 97 das Kommando gegen Titelverteidiger Nicolas A. Müller, der drei Spiele über die volle Distanz in den Beinen und 110 Minuten mehr auf dem Platz gestanden hatte. Im hochstehenden Halbfinal hatte er mit Julien Scheiwiller (BC Adliswil) einen Nationalkaderkollegen bezwungen.
Diesmal gab es für den «Marathon-Mann» keinen Weg zurück und nach einer halben Stunde war die Partie zu Ende. Künzi jubelte und drehte sich zu seinen zahlreichen Heimfans um, bei denen er sich für den Support bedankte. Im Platzinterview war die Freude über seinen vierten Einzel-Meistertitel, die er alle in den letzten fünf Austragungen errungen hat, gross: «Es ist megacool, hier gewinnen zu haben», so Künzi, «dass so viele Leute aus meinem Umfeld hier waren, macht es besonders speziell.»
Jenny Stadelmann, die souveräne Nummer 1
International ist Jenny Stadelmann die klar best klassierte Schweizer Spielerin, und so stieg sie auch als Hauptfavoritin ins Turnier. Und die Spielerin des BC Trogen-Speicher liess in keiner Phase des Wochenendes Zweifel daran aufkommen, dass sie ihre Vormachtstellung auch national zementieren will. Bis in den Final gewann sie in jeder Partie einen Satz mit weniger als zehn verlorenen Punkten und musste nie ihre Reserven anzapfen. Im Endspiel gegen Milena Schnider verlief die Anfangsphase ausgeglichen, nach einem Zwischenstand von 5-5, setzte sich aber Stadelmann ab.
Nach 33 Minuten verwertete die 23-Jährige den Matchball und durfte sich über den zweiten Einzeltitel nach 2021 freuen. Damit hat sie sich auch auf bestmögliche Weise für das Vorjahr revanchiert, wo sie sich wegen einer Coronaerkrankung kurzfristig hatte abmelden müssen. «Ich war ziemlich nervös, habe aber alles gegeben», so die Weltnummer 61, die in drei Wochen in Uganda ins internationale Turnierjahr startet.
Der Finalniederlage zum Trotz darf auch Schnider mit der zweiten Silbermedaille in Serie zufrieden sein. Besonders im Halbfinal hatte die Spielerin des BC Uzwil überzeugt: Gegen Dounia Pelupessy (Badminton Lausanne Association) setzte sie sich nach hochklassigem Spiel und total 70 Minuten durch. Schnider verwertete ihren fünften Siegpunkt – drei davon hatte sie schon im zweiten Satz gehabt.
Steigerungslauf von Minh Quang Pham/Caroline Racloz
Aufgrund ihrer internationalen Aufwärtstendenz waren Minh Quang Pham/Caroline Racloz (Badminton Lausanne Association) schon vor Turnierstart als Titelkandidaten gehandelt worden. Bis sie dann aber schliesslich am Sonntagnachmittag jubeln konnten, war es ein weiter Weg. Zuerst mussten sie im Startspiel gegen die routinierten Qualifier Andreas Zbinden/Nicole Schaller über drei Sätze und dann gerieten sie auch im Final in Rücklage. Mathias Bonny/Céline Burkart (BC La Chaux-de-Fonds/BC Tafers), die Meister von 2021, gewannen den ersten Satz und waren auch im zweiten Durchgang bis zum Schluss auf Augenhöhe.
Mit zunehmender Spieldauer fand aber das topgesetzte Paar immer besser ins Spiel und war im Entscheidungssatz klar überlegen. «Es dauerte eine Weile, bis wir im Spiel waren, aber dann lief es immer besser», so Minh Quang Pham nach seinem ersten Titel auf Elitestufe. Partnerin Racloz durfte sich über den insgesamt zweiten Titel bei den Erwachsenen freuen. Hundertprozentig überzeugt hatte das neue Meisterpaar vor allem im Halbfinal mit einem deutlichen Zweisatzsieg gegen Arthur Boudier/Aline Müller, mit denen sie im Nationalkader trainieren.
Céline Burkart/Nicole Schaller wie 2018
Im Damen-Doppel qualifizierten sich beide Finalduos ohne Satzverlust für den Showdown. Im zweitletzten Turnierspiel kam es so zur reizvollen Affiche zwischen Céline Burkart/Nicole Schaller (BC Tafers) und Aline Müller/Caroline Racloz (BC Olympica-Brig/Badminton Lausanne Association). Und dort starteten die Freiburgerinnen ein grosses Comeback und siegten 17-21, 21-15, 21-13. Sie hätten nach dem Startsatz einiges geändert und das habe sich im Entscheidungssatz ausbezahlt, sagte Nicole Schaller. Es war ihr zweiter Titel nach 2018, wie guter Wein scheinen sie mit dem Alter eher besser zu werden. «Punkto Fitness sind wir nicht mehr so gut, aber mit der Routine können wir vieles wettmachen», lachte Céline Burkart.
Einen ersten heiklen Moment hatten die späteren Siegerinnen im Halbfinal zu bewältigen gehabt, als sie gegen Lucie Amiguet/Vera Appenzeller (BC Tafers/BC Zürich) hart kämpfen mussten. Die U19-EM-Bronzegewinnerinnen des Vorjahres, die am Jahresanfang zur Elite übergetreten sind, hatten sogar Satzbälle. Ebenfalls Bronze ging an zwei weitere Talente: Cloé Brand/Julie Franconville (BC Yverdon-les-Bains).
Klarer Finalsieg für Oliver Schaller/Andreas Zbinden
Im letzten Final standen sich im Herren-Doppel zwei routinierte Paarungen gegenüber. Oliver Schaller/Andreas Zbinden (BC Tafers) siegten deutlich in zwei Sätzen gegen Thibaulit Bernetti/Anthony Dumartheray (BC Yverdon-les-Bains), Schaller komplettierte damit den Familientriumph, den Nicole lanciert hatte. Schaller/Zbinden hatten im Halbfinal die Lokalmatadoren Christian Kirchmayr/Cedric Nyffenegger (Badminton Muschellen) besiegt und vorher im Viertelfinal die Titelverteidiger Mathias Bonny/Gilles Tripet (BC La Chaux-de-Fonds) Für Schaller war es der dritte Titel, nachdem er 2015 und 2018 mit Bonny triumphiert hatte. «Es ist schön, das jetzt zusammen zu feiern», sagte er.
Kurz nach 18 Uhr 30 war die Elite-SM 2023 beendet. Dario Kaufmann, der OK-Verantwortliche von Badminton Mutschellen, der mit seiner Crew einen gelungenen Anlass auf die Beine gestellt hatte, zog ein positives Fazit der zweiten Austragung in Widen: «Ich bin sehr zufrieden. Alles lief etwas flüssiger ab als im Vorjahr, insgesamt waren wir auf einem noch höheren Niveau.» In den kommenden beiden Jahren werden die Schweizermeisterschaften in Genf ausgetragen.
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Wer die beiden Tage noch einmal in Bewegtbildern Revue passieren lassen möchte, kann dies tun: Auf unserem YouTube-Kanal sind die Livestreams des ganzen Wochenendes weiter verfügbar. Alle Finalstreams werden zusätzlich veredelt durch die fachkundigen Kommentare von Ayla Huser/Christoph Heiniger (Deutsch) und Sabrina Jaquet/Cynthia Mathez (Französisch).